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Weihnachtsoratorium | Johann Sebastian Bach | 09.12.2006

Rheinische Post
Montag, 11. Dezember 2006


»Weihnachts-Oratorium« in der Johanneskirche

Der bekannte Choral »Ich steh' an deiner Krippen hier«, den Bach in der 6. Kantate seines »Weihnachtsoratoriums« verwendet, steht beispielhaft für die mustergültige Interpretation, die Wolfgang Abendroth und seine Chorgemeinschaft dem Vokalwerk des Thomaskantors angedeihen ließen. In der voll besetzten Johanneskirche boten Johanneskantorei und Düsseldorfer Kammerchor die Kantaten 1 bis 3 und 6 – und zwar mit gezügelter, durchhörbarer Strahlkraft in den Chören, bestechender Uneitelkeit in den nie überfrachteten Chorälen und (bis auf kleine Unebenheiten im Eingangschor der letzten Kantate) mit traumwandlerischer Sicherheit. Schon jetzt darf man gespannt sein auf das nächste Projekt der Vokalisten, den Händelschen »Messias« am Silvesterabend.

Abendroth spornte seine Choristen durch sinnvolle Impulse an und erreichte so eine optimale Koordination mit der erstklassigen Johann-Christian-Bach-Akademie. Vom Dirigenten einfühlsam geführt, erreichte diese auf ihren historischen Instrumenten dezenten, doch blühenden Wohlklang voller Intensität bei stilgerechter Artikulation. Lediglich die Kiekser der Naturtrompeten überschritten die Toleranzgrenze.

Dem Bassisten Sebastian Klein gebührt höchstes Lob für seine Intensität bei schlank geführter Bassfülle. Ebenso fesselte Mechtild Georg (Alt), ihre aussagekräftigen Arien waren Glanzlichter. Bei der 3. Arie »Schließe mein Herze« zeigte Ingeborg Scheerer, dass sie nicht nur eine aufmerksam führende Konzertmeisterin, sondern auch eine ausgezeichnete Solistin ist. Makellos die Leistung von Dorothee Wohlgemuth, doch ihr knabenhafter Sopran entbehrt ein wenig der Wärme. Als engagierter Evangelist und koloraturensicherer Tenor erwies sich Max Ciolek.

Am Schluss des spannungsvollen Konzertes ruhte das begeisterte Publikum nicht eher, bis Chor und Orchester sich bewegen ließen, den ersten Teil des Eingangschores, nun gelöst und noch frohlockender, zu wiederholen.

HEIDE OEHMEN

Missa Solemnis | Ludwig van Beethoven | 28.10.2006

Montag, 30. Oktober 2006


Musikalische Friedensmission

Die Johanneskantorei stellte sich mit der »Missa Solemnis« von Ludwig van Beethoven souverän einer der anspruchsvollsten Messkompositionen.

Düsseldorf. Ludwig van Beethovens großes Spätwerk »Missa Solemnis« ist nicht nur eine der eindrucksvollsten und bewegendsten Messkompositionen der Kirchenmusikgeschichte, sie ist auch eine der anspruchsvollsten. Für eine Kantorei ist die Aufführung des 90-Minuten-Werks eine enorme Herausforderung.

Umso erfreulicher, dass sich die Johanneskantorei unter der Leitung ihres Kantors Wolfgang Abendroth dieser schwierigen Aufgabe stellt und dabei zeigt, dass sie zu solchen Höchstleistungen auch fähig ist.

Allerdings gab es britische Verstärkung durch den Reading Festival Chorus (Einstudierung: Janet Lincé) aus Düsseldorfs Partnerstadt. Als Instrumentalisten-Ensemble wurde das Altstadtherbst-Orchester gewonnen.

Wolfgang Abendroth koordinierte die Ensembles souverän und erwies sich auch künstlerisch als spannender Gestalter, der die friedensmissionarische Aussage dieser Musik eloquent überbrachte.

Für das eröffnende »Kyrie eleison!« wählt Abendroth ein gravitätisches Tempo. Der D-Dur-Akkord thront majestätisch am Kopf der Komposition. Aus ihm entwickelt sich ein getragener Verlauf, der einem Meister der Langsamkeit wie Otto Klemperer noch Konkurrenz machen könnte.

Dass Abendroth der Gefahr entgeht, Langsamkeit in Langeweile ausarten zu lassen, ist seinem hochkonzentrierten Dirigat und der emotionalen wie geistigen Präsenz der Mitwirkenden zu danken.

Die zurückgenommene Geschwindigkeit beschränkt Abendroth aber auf das »Kyrie«; im dramatischen »Gloria« wählt er freilich deutlich straffere Tempi. Die komplexen stimmlichen Verzweigungen zwischen Chor und den vier Gesangssolisten sowie Beethovens rhythmische Verrücktheiten gelingen dabei durchaus akkurat, wenn auch die eine oder andere Unsicherheit zu vernehmen ist.

Polyphones wie die erhebende Schlussfuge des »Gloria« erklingt wunderbar transparent soweit der natürliche Nachhall des Kirchenraums solche Klarheit zulässt.

Glanz erhält die Aufführung nicht zuletzt auch dank fabelhafter Gesangssolisten. Erica Eloff verfügt über einen Sopran von beachtlicher Strahlkraft, Ulrike Kamps-Paulsen (Alt) gestaltet ihre Partie mit innigem Leuchten, der Tenor Bernhard Gärtner bewältigt heldenhaft seine schwierigen, unangenehm hoch liegenden Passagen, und Thomas Laske (Bass) überzeugt durch einen sehr schön lyrischen Vortrag.

Als Solistenquartett waren die Sänger nun allerdings nicht ganz homogen, da jeder der Vier auf seine eigene Weise sang, ohne sich klanglich den anderen anzunähern. Begeisterter Beifall für eine mitreißende Aufführung in der gut besuchten Stadt-Kirche.

LARS WALLERANG

Rheinische Post
Montag, 30. Oktober 2006


Kurzkritik

Missa Solemnis

Porträt Ludwig van Beethoven
Ludwig van Beethoven

Das geistliche Spätwerk Beethovens, »Missa solemnis«, die feierliche Messe, hatten sich die Kantorei der Johanneskirche und ihr Leiter Wolfgang Abendroth zur Aufgabe gemacht. Und das Resultat muss als große Leistung betrachtet werden. Nicht nur, dass Abendroth den Chor durch alle Klippen des riesigen Parts führte, nein, wie ein Kapitän steuerte er die Besatzung mit völliger Sicherheit und Überblick durch alle Tempo- und Charakterwechsel der Partitur. Zur Besetzung gehörten neben der Johanneskantorei auch die Gäste des Reading Festival Chorus, die wohlpräpariert zur Aufführung kamen. Beide Chöre bildeten eine bruchlose Einheit, formten die Musik gemeinsam.

Das Orchester des Altstadtherbstes bildete das zuverlässige klangliche Fundament. Es schuf zusammen mit dem Dirigenten die Atmosphäre, auf deren Grundlage sich Chor und Solisten entfalten konnten. Das Solistenquartett war so klug gewählt, dass es angesichts der Ensembleleistung gilt, niemanden hervorzuheben. Erica Eloff, Sopran, Ulrike Kamps-Paulsen, Alt, Bernhard Gärtner, Tenor, und Thomas Laske, Bass, bildeten eine abgerundete sängerische Einheit.

Die Aufführung von Beethovens großem Werk stand nicht nur im Zeichen perfekter technischer Beherrschung, sie vermittelte außerdem eine tiefe religiöse Aussage.

English translation NORBERT LAUFER

Rheinische Post
Samstag, 28. Oktober 2006


Von Herz zu Herz

Erste gemeinsame Probe der Chöre
Die Chorproben haben die beiden Chöre aus Reading und Düsseldorf hinter sich, heute treten sie in der Johanneskirche auf.
RP-FOTO ANDREAS BRETZ

»Gemeinsames Singen verbindet«, meint Janet Lincé, Chorleiterin des Reading Festival Chorus'. Er und die Johanneskantorei führen heute zum zweiten Mal die Missa solemnis von Beethoven auf. Motto: »Von Herzen – möge es wieder zu Herzen gehen« – denn so hatte schon der Komponist sein Werk getitelt.

Seit 1988 sind Düsseldorf und Reading offizielle Partnerstädte. Die Kooperation besteht aber schon seit kurz nach dm Krieg. »Natürlich haben wir auch schon über Politik gesprochen«, sagt Luise Quaas, die für die Zeit des Aufenthalts eine Altistin bei sich aufgenommen hat. »Aber von politischen Spannungen ist nichts zu spüren.« Im Gegenteil, »Es ist sehr harmonisch«, meint auch Maggie Baird, eine der englischen Sängerinnen. »Viele Mitglieder der beiden Chöre kennen sich schon sehr lange.« Das Wiedersehen bei der ersten gemeinsamen Chorprobe am Donnerstag war darum auch herzlich und freundschaftlich.

»Eigentlich besteht die Zusammenarbeit der beiden Chöre schon länger«, erklärt Gerd Westerman. »Aber erst seit diesem Jahr hat man den abwechselnden Besuch wieder aufleben lassen.« Die Verständigung sei kein Problem. Die Düsseldorfer sprächen sehr gut Englisch, und außerdem ginge es in erster Linie ja um die Musik. »Um die Missa solemnis zu singen, braucht man eben zwei Chöre«, erklärt Wolfgang Abendroth, Kantor der Johanneskirche. »Ohne diese Zusammenarbeit mit Reading wäre das Konzert gar nicht möglich gewesen.«

(nack)


Konzertreise nach England | 01.04.2006

The Reading Chronicle
Thursday, April 20, 2006


Club of the week

Singers welcome choir from Dusseldorf

Lachende Sänger beim Bürgermeisterempfang
Top performance: Members of the Reading Festival Chorus played host to the Dusseldorf Johanneskantorei
Picture by ED GODDEN

READING Festival Chorus played host to twin town choir the Dusseldorf Johanneskantorei in a performance of Beethoven's Missa Solemnis at the University Great Hall.

And the red carpet was rolled out for the visitors when they were given a civic reception by the Mayor and Mayoress, Cllr Riaz Chaudhri and his wife Naeema. Naturally the members of the Johanneskantorei gave a musical thankyou. The Reading Festival Chorus is planning a reciprocal visit to Dusseldorf in October.

The chorus has around 100 members and performs at least three concerts every year. It meets in the Victoria Room at Reading Town Hall on Mondays at 7.30pm and new members are always welcome.

For more information contact www.readingfestivalchorus.org.uk

Gemeindebrief Evangelische Johannes-Kirchengemeinde
Nr. 3, 2006


Johanneskantorei auf Konzertreise in England

Im Rahmen der Städtepartnerschaft Düsseldorf und Reading unternahm die Johanneskantorei mit ihrem Kantor Wolfgang Abendroth vom 30. März bis zum 4. April 2006 eine Konzertreise nach England, um mit dem Reading Festival Chorus die »Missa Solemnis« von Ludwig van Beethoven aufzuführen.

Am Abend des 30. März erreichte die Kantorei das westlich von London gelegene Reading und wurde herzlich von den englischen Gastgebern begrüßt. Die freundliche Stimmung des ersten Abends durchzog das ganze Wochenende und dank der Mitglieder des Reading Festival Chorus, die sich sowohl als perfekte Gastgeber wie auch als hervorragende private Reiseführer in die reizvolle Umgebung von Reading erwiesen, entwickelte sich der Aufenthalt für alle zu einem besonderen Erlebnis. In heiterer Atmosphäre und in Anwesenheit von Mitgliedern der »Düsseldorf Reading Association« verlief am folgenden Tag auch der Empfang durch den Bürgermeister von Reading, Councillor Riaz Chaudhri, der die Düsseldorfer Gäste offiziell begrüßte und in der englischen Partnerstadt willkommen hieß. Empfang beim Bürgermeister von Reading

Empfang beim Bürgermeister von Reading

Die erste gemeinsame Probe der beiden Chöre sowie des Orchesters »Oxford Sinfonia« unter der Leitung von Janet Lincé, der Dirigentin des Reading Festival Chorus, fand am Abend des 31. März statt. Die zweite – zugleich die Generalprobe – am Nachmittag des 1. April schuf den letzten musikalischen Schliff für das Konzert am Abend in der Great Hall der University of Reading. Mitwirkende wie das zahlreich erschienene Publikum freuten sich über eine gelungene Aufführung und der städteverbindende Charakter wurde beim anschließenden Empfang besonders hervorgehoben. Probe in der Great Hall der University of Reading

Probe mit der Dirigentin Janet Lincé in der Great Hall der University of Reading

Am Morgen des 2. April hieß es Abschied nehmen von den Readinger Gastgebern und nach einem musikalischen Dank (die Johanneskantorei sang ein Stück von Heinrich Schütz, wegen Regens in der überraschend guten Akustik eines Parkhauses) ging es mit dem Bus nach Windsor. Hier stand die Besichtigung des Schlosses auf dem Programm, bevor der Chor sich trennte. Ein Teil der Mitreisenden konnte leider nicht noch zwei weitere Tage in England verbringen und trat die Heimreise an. Die »zurück Gebliebenen« fuhren weiter nach London.

Der Montag war für London vorgesehen und in kleineren wie größeren Gruppen spürte man einige der zahlreichen Sehenswürdigkeiten auf. Zum Lunchtime Concert in der Kirche St Martin in the Fields trafen sich alle wieder. Insbesondere die gemeinsame Teilnahme am »Evensong« in der Westminster Abbey wurde zu einem eindrücklichen Erlebnis, konnte man hier doch die inzwischen auch in Düsseldorf großen Anklang findende Gottesdienstform einmal im sehr britischen und traditionellen »Original« erleben. Abendfüllendes Schlemmen in einem libanesischen Restaurant beendete den schönen und auch vom Wetter begünstigten Tag.

Früh am nächsten Morgen ging es mit dem Zug nach Cambridge. Zwei kenntnisreiche Stadtführerinnen warteten dort schon, um Straßen, Gäßchen, Colleges, Kirchen und Historie dieser hübschen wie berühmten Universitätsstadt zu zeigen und zu erklären. Erschöpft aber gut informiert blieb am Nachmittag noch Zeit, Cambridge auf eigene Faust zu erkunden: mit dem Stocherkahn auf der Cam, im Park, oder im Museum.

Von Cambridge war es nicht weit zum Flughafen Stansted. Glücklich und um viele positive Eindrücke reicher, die auch die Chorgemeinschaft mit einbezogen, machte man sich auf den Heimweg und erreichte Düsseldorf kurz vor Mitternacht.

Nun freuen sich alle Beteiligten darauf, die »Missa Solemnis« am 28. Oktober 2006 auch in der Johanneskirche aufzuführen. Dazu kommt der Reading Festival Chorus dann zum Gegenbesuch an den Rhein.

REGINE ZELLER